Der Kartoffelkeiler

Ende Juni folgte ich der Jagdeinladung eines Freundes, um bei ihm dem Schwarzwild nachzustellen...

Der intensive Anbau von allerlei „Leckereien“ in der Landwirtschaft hatte zur Folge, dass auch die angebauten Speisekartoffeln von den Sauen leider nicht verschont wurden. Dort musste dringend ein Stück Schwarzwild erlegt werden, um die Sauen am Kartoffelacker nachhaltig zu vergrämen. Eine gute Gelegenheit also um die Büchse mit der neuen Munition einzuweihen. Ich hatte einige Tage vorher nämlich meine Sauer 90 im Kaliber .30-06 auf das bleifreie TAG® umgestellt. An diesem herrlichen Sommerabend wurde ich auf einer offenen Leiter angesetzt, von der ich den gesamten Kartoffelschlag in Anblick hatte. Den ganzen Abend tat sich leider gar nichts. Auch kein Stück Rehwild kam in Anblick. Da es aber eine angenehme Nacht war und ausnahmsweise mal nicht regnete, beschloss ich bis zur Morgendämmerung durchzuhalten. Als sich der neue Tag ganz zaghaft ankündigte, wurde ich durch Geräusche im angrenzenden Getreideschlag aus dem Halbschlaf gerissen. Zunächst konnte ich nicht genauer deuten, ob es sich um Reh- oder Schwarzwild handelte. Also hieß es zunächst abwarten. Gegen 04:30 Uhr erkannte ich plötzlich einen Schatten an der Getreidekante. Der Griff zum Fernglas bestätigte, dass es sich um eine einzelne starke Sau handelte. Die Sau trat zunächst nur sehr zögerlich aus dem Getreide heraus, begann jedoch dann sehr zügig sich an den Kartoffeln zu schaffen zu machen. Zunächst war ich mir unsicher ob es sich tatsächlich um einen einzelnen Keiler handelte, da es noch nicht hell genug war. Die Rückenform und der sonstige Körperbau des Stückes sprachen eindeutig dafür, so dass ich mich schließlich im ersten Büchsenlicht, nach einer erneuten Ansprache, zum Schuss entschloss. Als das Stück breit stand ließ ich das TAG® im Kaliber .30-06 fliegen. Bereits im Schuss bemerkte ich, dass ich etwas zu weit hinten abgekommen war. Also gleich ein Härtetest für das neue Geschoss. Kurz nach Brechen des Schusses ging der Keiler hochflüchtig in das Getreide ab. Unsicherheit machte sich zunächst bei mir breit. Nach ca. 30 Minuten entschloss ich mich den Anschuss zu betreten. Die Taschenlampe zeigte bereits aus gut 3 Meter Entfernung beim anleuchten reichlich Schweiss.  Deutlich zu sehen war auch die Stelle, an der der Keiler in das Getreide flüchtete. Die zunehmende und deutliche Schweissfährte stimmten mich jedoch positiv. 

Nach ca. 30 Metern stand ich dann letztendlich vor dem verendeten Stück. Meine Augen staunten nicht schlecht, als ich die Waffen des Keilers erstmalig zu Gesicht bekam. Aufgebrochen brachte das Stück 87 kg auf die Waage. Der Unterkiefer des Stückes verriet, dass das Stück bereits ca. 6 Jahre alt war.

Das TAG® Geschoss hatte ganze Arbeit geleistet. Beim Schuss stand das Stück leicht schräg, so dass der Ausschuss ebenfalls relativ weit hinten saß. Die Fluchtstrecke des Keilers war mit ca. 30 Metern sehr kurz. Ich bin mir sicher, dass andere Geschosskonstruktionen hier wesentlich weitere Fluchten zur Folge gehabt hätten. Ich werde auf jeden Fall das Experiment bleifrei fortsetzen und das TAG weiterhin schießen.

Mit freundlichem Waidmannsheil
Christian Meiser 

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